Von Raphael Ehehalt
Raphael Ehehalt ist Physiker und arbeitete in der Produktion organischer Photovoltaik-Module. Seine Expertise setzt er heute als Berater bei Balkonstrom® ein.
Immer mehr Wohnungseigentümer und Mieter in Deutschland entscheiden sich dazu, mit Solaranlagen und insbesondere Balkonkraftwerken ihren eigenen Strom zu erzeugen. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn neben der gesteigerten Unabhängigkeit, macht die Möglichkeit, seine Stromkosten auf diese Art ganz einfach zu reduzieren, Balkonkraftwerke so beliebt. Bei der Anschaffung von Balkonkraftwerken treten immer wieder Fragen zu gesetzlichen Regelungen und Vorgaben auf. Dazu zählt auch die Frage, wie viele Balkonkraftwerke erlaubt sind. Diese Frage möchten wir dir in unserem heutigen Beitrag beantworten.
Bevor wir darüber sprechen, wie viele Balkonkraftwerke pro Haushalt betrieben werden dürfen, wollen wir kurz klären, was wir in diesem Zusammenhang unter einem Balkonkraftwerk verstehen. Ein Balkonkraftwerk oder Steckersolargerät wird vom VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) auch als steckerfertige PV-Anlage bezeichnet. Es handelt sich also um mindestens ein Photovoltaik-Modul, einen Mikrowechselrichter und die entsprechenden Anschlusskabel, sodass die Anlage durch Einstecken eines Steckers einfach in Betrieb genommen werden kann.
Für den Betrieb von Balkonkraftwerken gilt im Wesentlichen das Energiewirtschaftsgesetz, das sich auf die Norm DIN VDE V 0100-551-1 VDE V 0100-551-1:2018-05 des VDE bezieht. Diese Norm regelt den Betrieb von Stromerzeugungseinrichtungen, die parallel zum öffentlichen Netz betrieben werden [1]. Durch sie werden zwei wichtige Regeln für Balkonkraftwerke festgelegt.
Für dich bedeutet das aktuell, dass die maximal zulässige Wechselrichterleistung deines Balkonkraftwerkes 600 Watt beträgt. Diese Grenze soll jedoch zukünftig auf 800 Watt erhöht werden, worüber wir in einem früheren Beitrag über das Solarpaket 1 berichtet haben.
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Ist es also legal möglich, mehrere Balkonkraftwerke pro Zähler bzw. Haushalt anzuschließen? Ja, das ist möglich, solange du die beiden oben genannten Regeln nicht verletzt. Du kannst mehrere Balkonkraftwerke mit niedrigerer Wechselrichterleistung installieren, solange die zusammengerechnete Leistung die maximal zulässige Leistung von 600 Watt nicht überschreitet. So würde sich beispielsweise anbieten, zwei kleine Balkonkraftwerke mit jeweils 300 Watt Wechselrichterleistung zu betreiben. Hierbei solltest du aber auf die zweite Regel achten: nur ein Balkonkraftwerk pro Stromkreis! Aber ist das überhaupt möglich? Normalerweise ja, denn ein Haushalt in Deutschland hat mindestens drei Stromkreise.
Laut der Norm DIN 18015-2 muss eine Wohnung in Deutschland mit mindestens drei Stromkreisen für Steckdosen und Beleuchtung ausgestattet sein, wobei weitere gesonderte Stromkreise für beispielsweise Backöfen vorgesehen sind [2]. Wie viele Stromkreise in deiner Wohnung existieren und wie sie verteilt sind, solltest du in deinem Sicherungskasten nachschauen können. Denn jeder Stromkreis hat einen eigenen Leitungsschutzschalter, der entsprechend klar beschriftet sein sollte. Oft sind die Stromkreise nach Räumen bzw. Zimmern aufgeteilt. Wenn du dir hier unsicher bist, empfehlen wir dir, auf jeden Fall eine Elektrofachkraft zur Klärung hinzuzuziehen.
Aber was bringt es dir nun, beispielsweise zwei 300-Watt-Balkonkraftwerke anstelle eines 600-Watt-Kraftwerks zu betreiben? Unserer Einschätzung nach gibt es ein Szenario, bei dem es von Vorteil sein kann, zwei kleinere anstelle eines großen Balkonkraftwerks zu installieren: Hast du zwei getrennte Freiflächen, die nur Platz für ein Solarmodul bieten, kannst du beide Flächen für jeweils ein 300-Watt-Balkonkraftwerk ausnutzen. Besonders interessant ist diese Option, wenn eine der Flächen in Richtung Osten und die andere Fläche in Richtung Westen ausgerichtet ist. Denn so produziert das eine Balkonkraftwerk vor allem am Morgen Strom, wenn du z.B. Kaffee kochst, und das andere Balkonkraftwerk versorgt dich abends mit Strom.
Wenn du eine ausreichend große, zusammenhängende Freifläche zur Verfügung hast, raten wir dir aus wirtschaftlicher Sicht zu einem Balkonkraftwerk mit vier Solarmodulen und einem gedrosselten Wechselrichter auf 600 Watt. Denn bei der Installation von zwei kleineren Kraftwerken brauchst du zwei Wechselrichter, was mit höheren Kosten verbunden ist. Unsere Empfehlung gilt auch dann, wenn du keine zusammenhängende Freifläche hast, es aber möglich ist, die Module auf getrennten Flächen mit einem zentralen Wechselrichter zu montieren.
Geben deine Freiflächen das aber nicht her, ist es definitiv eine gute Option, zwei getrennte kleine Balkonkraftwerke zu betreiben. Wichtig ist, dass du in jedem Fall darauf achtest, deine Module gut auszurichten, um eine Effizienzsteigerung deiner Anlage(n) zu erzielen.
Zu der Frage, wie viele Balkonkraftwerke pro Zähler angeschlossen werden dürfen, können wir festhalten: Grundsätzlich ist es erlaubt, mehrere Balkonkraftwerke an einem Hauptzähler zu betreiben. Allerdings gelten hierbei zwei wichtige Regeln:
Ob sich zwei kleinere Balkonkraftwerke im Vergleich zu einer größeren Anlage lohnen, hängt vor allem von der Ausrichtung und Aufteilung der verfügbaren Freiflächen ab. Wir würden dir, wenn möglich, die Installation eines Balkonkraftwerks mit 2-4 Modulen und einem 600 Watt Wechselrichter empfehlen, sehen mehrere Balkonkraftwerke aber als super Option, um kleinere Flächen optimal zu nutzen.
Sowohl größere als auch kleinere Balkonkraftwerke inklusive Wechselrichter und unserer Made in Germany Kabel findest du in unserem Shop.
Quellen:
[1] https://www.vde-verlag.de/normen/0100460/din-vde-v-0100-551-1-vde-v-0100-551-1-2018-05.html
[2] https://www.elektrofachkraft.de/sicheres-arbeiten/beleuchtungsschaltungen-in-mehrparteienwohnanlagen
Alle Pakete enthalten aufeinander abgestimmte Komponenten, die einfach zusammengesetzt und montiert werden können (Plug & Play).